Von Gary McKechnie
Eine zweitägige Rundreise in den ländlichen Gebieten des Florida Panhandle ist ein entspannter Roadtrip. Die Route führt durch sechs Bezirke und zwei Zeitzonen. Vieles von dem, was Urlauber hier entdecken werden, mag neu für sie sein, doch die Highlights des ursprünglichen Floridas verleihen dieser Tour ein beruhigendes Gefühl der Vertrautheit, denn es gibt viel zu erleben im Panhandle.
Tag 1: Antiquitäten, Holz und Wasser
Nur 25 Kilometer nordwestlich von Tallahassee liegt Havanna. Vor etwa 20 Jahren wurden Dutzende der alten Häuser und Backsteinbauten in Antiquitätenläden, Möbelgeschäfte, Kunstgalerien, Boutiquen, Cafés und Restaurants umfunktioniert. Sogar ein geräumiges Eisenbahndepot und ein Warenlager wurden renoviert und sind nun mit Antiquitäten, hochwertigen Akzentmöbeln und Schmuckstücken ausgestattet. Dieser Bezirk hält auch heute noch an seinen landwirtschaftlichen Wurzeln fest: Jeden Samstag lockt der Bauernmarkt mit zahlreichen regionalen Produkten.
Von hier aus führt die SR 12 südwestlich nach Quincy, wo sich grandiose und stattliche viktorianische Häuser aneinanderreihen. Hintergrund des Ganzen ist die Weltwirtschaftskrise – ein örtlicher Bankier riet seinen Anlegern, in ein beliebtes Erfrischungsgetränk zu investieren und schon bald war Quincy für seine „Coca-Cola-Millionäre“ bekannt. Einer Legende zufolge hatte das kleine Städtchen den Ruf, mehr Millionäre pro Einwohner zu haben als jeder andere Ort in den USA. Kleine Nebeninfo: Eine einzige ursprüngliche Aktie aus dem Jahr 1930 wäre heute rund 10 Millionen Dollar wert.
Der Highway 267 zweigt südlich von Quincy ab und bringt Urlauber nach nur 14 Kilometern zum Bear Creek Educational Forest am Lake Talquin State Forest. Die Schönheit des Bear Creek zeigt sich in einem Dutzend Bildungsprogrammen und in den mehr als 200 Hektar, von denen ein Großteil über drei gut markierte Wanderwege zugänglich ist. Der kürzeste ist der gepflasterte, 800 Meter lange Living Forest Trail, der in den 2,4 Kilometer langen Ravine Trail übergeht. Dieser umrundet einen malerischen See und verfügt über einige sanfte An- und Abstiege sowie einige Kurven am Rand einer tiefen Schlucht. Nach 3,5 Kilometern führt der Bear Creek Trail tief in den Wald hinein und außer Hörweite des benachbarten Highways. Umgeben von nichts als Natur können Wanderer hier die Ruhe genießen und entspannen.
Zurück auf dem Highway 267 sollten Urlauber nach der Cooks Landing Road Ausschau halten, die etwa 6,5 Kilometer südlich des Bear Creek – gleich hinter der Stadt Wetumpka – auf der linken Seite erscheint. Hier abgebogen führt die Straße zu den Ufern des Lake Talquin, wo eines der abgelegensten Restaurants Floridas auf die Abenteurer wartet. In der Whippoorwill Sportsman's Lodge ist „The Whip“ ein wirklich authentischer Ort. Gäste, die auf dem Land- und Wasserweg anreisen, sind hier entweder wegen des Köder- und Angelshops oder um an Deck an einem der Tische am Wasser oder im Innenbereich Platz zu nehmen. Der Innenbereich ist mit Außenbordmotoren, Dollarscheinen, Geweihen, Farmwerkzeugen und Neonschildern dekoriert. Steaks, Meeresfrüchte und Hamburger sind beliebte Klassiker auf der Karte – das besondere Highlight ist jedoch der freitägliche „Low Country Shrimp Boil“, ein Gericht aus gekochten Garnelen, Wurst, Mais und Kartoffeln.
Von hier aus sind es gemütliche 88 Kilometer entlang der I-10 bis nach Marianna.

Im Florida Caverns State Park in Marianna können Besucher das Innere des trockenen Höhlensystems besichtigen
- Gary McKechnie für VISIT FLORIDA
Tag 2: Von den Höhlen bis zu Küste
Urlauber sollten unbedingt an einer Tour teilnehmen, um die imposante Atmosphäre des Florida Caverns State Park zu erleben – hier sind einige Gründe, warum diese Attraktion auf die Urlaubsliste gehört. Erstens: Es ist die einzige öffentlich zugängliche Höhle Floridas. Ein Ranger verrät den Besuchern, wann die Höhlen entdeckt wurden, wie Mitarbeiter des Civilian Conservation Corps diese während der Weltwirtschaftskrise in eine Attraktion verwandelt haben und natürlich darf die Wissenschaft dabei nicht fehlen (die hohen und niedrigen Temperaturen in diesem Gebiet bestimmen die konstante Temperatur der Höhlen – circa 18 Grad Celsius).
Wer möchte, kann während des Höhlenrundgangs mehr über die Geologie und die Gletscherbewegung erfahren, die diese wundersame Höhle entstehen ließen. Laut Ranger Kevin Pankau dauert es etwa ein Jahrhundert, bis durch stetige Wassertropfen rund 16 Kubikzentimeter Kalkstein entstehen. So würde die Bildung eines Kalksteins in der Größe einer Fernbedienung bis zu 1.000 Jahre dauern – eine faszinierende Tatsache, die die Komplexität der Entstehung von Stalaktiten, Stalagmiten, Säulen, Fließsteinen und sogar terrassenförmiger Pools umfasst. Kevin Pankau und seine Ranger-Kollegen lieben es, solche Fakten mit den Besuchern zu teilen. Wenn dann noch das Licht für einen Moment lang ausgeschaltet wird, wird vielen Teilnehmern oft eindrucksvoll bewusst, dass sie sich unter der Erde befinden. Das ständige und gleichmäßige Tropfen des Wassers inmitten der Dunkelheit erinnert die Besucher, wie diese Höhlen vor Millionen von Jahren entstanden sind. Wer noch mehr Nervenkitzel erleben möchte, der sollte seinen Besuch mit einem Zeltaufenthalt im Park kombinieren und eine Taschenlampen-Tour durch die Höhle einplanen.

Ein Gebäude des Panhandle Pioneer Settlement, das Besucher besichtigen können.
- Andrew Wardlow for VISIT FLORIDA
Der Highway 71 führt nach Süden bis Blountstown. Bei der Fahrt in die Stadt werden Besucher auf der linken Seite eine Dampflokomotive erspähen. Sie fuhr zwischen 1909 und 1972 auf der M&B-Eisenbahnstrecke. Eine historische Markierung zeigt die eindrucksvolle Vergangenheit der Lokomotive und weißt Urlauber gleichzeigt auf die beeindruckende Geschichte der nahe gelegenen Pioniersiedlung hin (Panhandle Pioneer Settlement).
Das „Museum“ besteht aus 18 historischen Gebäuden, die von einer Hütte aus dem Jahr 1820 bis zu einer Turnhalle aus dem Jahr 1942 reichen. Alle Einrichtungen wurden demontiert und aus dem gesamten Landkreis Calhoun an diesen Ort gebracht, so dass Besucher ein Haus, eine Schmiede, eine Kirche und ein Gefängnis besichtigen und auch betreten können. Eine beeindruckende Tatsache ist, dass dies größtenteils die Arbeit von nur zwei Personen war: Willard und Linda Smith. Sie waren der Ansicht, dass Blountstown eine Panhandle-Pioniersiedlung benötigte und so ließen sie diese entstehen. Dank der Smiths und einem umfangreichen Team haben diese alten Gebäude in den letzten 25 Jahren als Bildungseinrichtungen ein neues Leben erhalten und haben bei Hochzeiten, besonderen Veranstaltungen und Ausflügen eine zweite Funktion erhalten. Ein idealer Ort für eine Zeitreise!
Um den Tag abzurunden, können Urlauber einen Roadtrip in den Nordwesten Floridas planen. Hierbei führt die Route zunächst auf dem Highway 20 nach Osten bis nach Hosford. Von hier aus verläuft die Strecke auf dem Highway 65 weiter nach Süden quer durch den Apalachicola National Forest. Während die Urlauber immer weiter der Straße folgen, passieren sie Orte wie Wilma, Sumatra, Beverly und Creels bis das glitzernde Wasser des Golfs von Mexiko am Horizont auftaucht. Links abgebogen, beweist der Highway 98, warum er zu den angenehmsten Strecken Floridas gehört: Gemütlich schlängelt er sich am Wasser entlang und bietet Kilometer für Kilometer tolle Ausblicke auf eine spektakuläre Landschaft.
Für einen perfekten Tagesausklang sorgen fangfrische Meeresfrüchte in Carrabelle. Auf keinen Fall sollten Besucher den malerischen Sonnenuntergang verpassen. Wer von diesem Roadtrip noch nicht genug hat, der sollte sich jetzt noch einmal eine Karte zur Hand nehmen, denn überall um Carrabelle herum gibt es weniger befahrene Straßen zu neuen Zielen – und von denen gibt viele in Floridas Panhandle.
Diese und andere Reiseideen für Florida finden Interessierte im offiziellen Reiseführer von VISIT FLORIDA.