Manchmal muss man etwas vom Weg abkommen, um die wahren Schätze einer Stadt zu finden. Ich für meinen Teil bin ja eher ein Hauptstraßen-Geher. Gut ab und zu lasse ich mich auch gerne mal zu dem ein oder anderen Umweg überreden, aber nur, wenn ich beim Blick in die vorgeschlagene Richtung schon vom Weiten das ein oder andere einladende Schild erspähen kann.
Als ich bei meinem letzten Besuch in Key West in die Greene Street einbog, sah ich zunächst nichts. Keine bunten Tafeln, keine Tische oder Stühle, die auf irgendwelche tollen Bars oder Cafés hingewiesen hätten. Eine ganz normale Wohnstraße. Bis auf diese eine große rote Chilischote aus Holz, die von einer der Ziegelwände auf die Straße ragte. „Peppers of Key West“ stand darauf geschrieben. Na, das sah auf jeden Fall interessant genug aus, um mal genauer nachzusehen.
Hinter dem Schild verbarg sich ein bunter kleiner Laden voller Sauce und einer kleinen Bar. Auf der Fußmatte im Eingang mahnte ein Totenkopf Besucher mit empfindlichen Geschmacksnerven lieber nicht einzutreten. Wahrscheinlich hätten die auch keine Freude daran, sich einmal quer durch eine Sammlung der schärfsten Saucen zu probieren.
Kaum hat man an der Bar Platz genommen, geht es nämlich auch schon los. Fast wie bei einer Weinprobe oder ähnlichem wird einem vom Barkeeper ein Schälchen nach dem anderen gereicht. Bezahlen muss man dafür nichts. Zuerst darf man seine Nacho-Chips noch in mildere Varianten dippen. Captain Rodney’s Boucan Glaze zum Beispiel schmeckt eher fruchtig als scharf. Hm, da kann man ruhig noch einen Chips mehr eintunken. Melinda’s Red Savina Fiery Hot Pepper Sauce kribbelt da schon mehr auf der Zunge. Mir kommen die ersten Tränen. Der Barkeeper lacht und reicht mir ein Schälchen mit Frischkäse. Das macht es etwas besser. Matouk’s Calypso Hot Sauce ist schon weniger schlimm. Ich werde übermütig und fordere den Barkeeper heraus, mir mal was richtig Scharfes einzuschenken. Blair’s Heat Habanero Mango Exotic Hot Sauce hört sich zwar gar nicht mal so schlimm an, brennt aber wie Feuer. Ich lösche mit Frischkäse. Aua, das tut weh. Aber irgendwie macht es auch Spaß. Ein bisschen davon versuche ich mir eintüten zu lassen und kaufe ordentlich für Zuhause ein. Die bunten Schildchen und verrückten Saucen-Namen sind einfach verlockend. Doch das Beste sind dann doch nicht die Saucen, sondern das selbstgemachte Beef Jerky der Peppers Bar. Die getrockneten Fleischhäppchen gibt es mit verschiedenen Marinaden und natürlich auch Schärfegraden. Mein Tipp: Nehmen Sie Teriyaki. Das ist lecker, lecker, lecker!
Mit vollen Tüten und strahlenden Augen stand ich eine Stunde später wieder auf der kleinen Wohnstraße und schaute mich um. Heute würde ich noch einige Umwege gehen...
Autorin: Yvonne Adamek