In der zwölften Klasse habe ich die Kanu AG belegt, konnte mich mehr schlecht als recht über Wasser halten und spätestens bei der „Kenterrolle“ wollte ich mich von dieser Sportart verabschieden. Dass ich Jahre später wieder ins Kanu steigen würde, hätte ich damals wohl kaum vermutet. Diesmal allerdings in Florida und auf dem Golf von Mexico, deutlich attraktiver als der schlammig-braune Fluss meiner Schulzeit.

Schwimmweste angezogen, den Instruktionen des braungebrannten Kanulehrers zugehört (im Übrigen auch deutlich attraktiver als mein damaliger Lehrer ;-) und los ging’s. Nach den ersten wackeligen Paddelschlägen wurde mein Fahrstil geschmeidiger und nach 10 Minuten war ich wieder voll drin und hellauf begeistert! Der spiegelglatte türkisfarbene Golf von Mexiko funkelte in der Sonne und vor uns lag ein riesiger Mangrovenwald, den wir in Kürze erkunden sollten. Zum Glück hatten wir ungefähr eine Tube Sonnencreme pro Person verbraucht und Sonnenbrillen und Schlapphüte dabei – ein Muss bei solch einer Tour! Kurz vor dem Hineinfahren in den Mangrovenwald bekam ich dann doch noch etwas Herzklopfen – es sah alles schon sehr verschlungen aus… Mutig paddelte ich drauflos und wurde kurze Zeit später mit einer unglaublich wilden und ursprünglichen Vegetation belohnt. Derartiges hatte ich zuvor noch nicht erlebt und die Stille in den Mangroven machte fast demütig. Doch zu sehr durfte man sich im Anblick der außergewöhnlichen Natur nicht verlieren, denn schneller als man dachte verhakte sich das Kanu in den Strängen und Wurzeln dieser Ursprünglichkeit. Ruhe bewahren, nach vorne, hinten und zur Seite paddeln, um sich einigermaßen elegant zu befreien, denn hinter mir staute es sich ein wenig. Und eine Kenterrolle musste jetzt wirklich nicht sein! In Mitten des Waldes tat sich dann eine mangrovenfreie Fläche auf, in der ein wenig verschnauft und der Lebensgeschichte des Kanulehrers gelauscht werden konnte.  Dann ging es auf den Rückweg, den wir schon fast profimäßig bewältigen konnten. Nach über zwei Stunden im Kanu stiegen wir mit etwas wackeligen Beinen, jedoch komplett euphorisch ob des unfassbar tollen Naturerlebnisses, wieder an Land.

In Florida kann man übrigens nicht nur durch Mangrovewälder paddeln, sondern auch an Küstengewässern entlang, über die vielfältigen Flussläufe und die zahlreichen Seen. Touren sind für Anfänger und Fortgeschrittene, für Familien mit Kindern oder Singles in fast allen Orten zu buchen. Einen guten Überblick sowie verschiedene Angebote bietet die Organisation „Paddle Florida“. Unter www.paddleflorida.org kann man Informationen abrufen.