By Wiebke Flegel
 

Orlando ohne Mickey Mouse, Harry Potter und Shamu – ist das überhaupt möglich? Ist es, aber nur dann, wenn man die großen Themenparks bereits kennt. Ansonsten darf man sich Walt Disney World Resort, Universal Orlando Resort und SeaWorld Orlando natürlich keinesfalls entgehen lassen, denn die gehören zu Orlando wie die Palmen zu Florida.

Deshalb sind viele Urlauber auch erst mal erstaunt, wenn sie hören, dass Orlando nicht nur ein anderes Wort für Freizeitpark ist, sondern dass hinter den bunten Attraktionen tatsächlich eine richtige Stadt steckt. Mit Skyline, über zwei Millionen Einwohnern im Großraum Orlando und einer lebendigen Innenstadt. So ist das Markenzeichen von Orlando auch nicht etwa ein Mäuseturm, sondern der idyllische See Lake Eola, an dessen Ufer man romantische Spaziergänge machen, gemütlich einen Kaffee trinken oder fantastisch Inline-Skaten kann. Auf dem See leben übrigens alle neun existierenden Schwanarten, weshalb eine Fahrt über den Lake Eola in einem der schwanförmigen Tretbote eigentlich ein Muss ist.

Meine Lieblingsecke in Orlando ist der historische Stadtteil Winter Park. Wie der Name schon sagt, war das ehemalige Zitrusanbaugebiet im frühen 20. Jahrhundert ein beliebtes Überwinterungsquartier für gut situierte Nordstaatler und hat sich den Charme des mondänen, künstlerisch angehauchten Nobelvororts bis heute erhalten. Die Hauptstraße Park Avenue wird von Einheimischen liebevoll als „Rodeo Drive von Orlando“ bezeichnet. In der europäisch anmutenden, von großen, schattenspendenden Bäumen gesäumten Allee liegen schnuckelige Cafés und trendige Weinbars mit Straßenbewirtung neben exquisiten Boutiquen und originellen Kunstläden. Naschkatzen sollten übrigens einen weiten Bogen um Peterbrooke machen, wenn sie nicht mit Riesentüten voll schokoladenüberzogenem Popcorn, Schoko-Pizza oder Pumps aus Schokolade zurückkommen wollen. Hier kann jeder sein individuelles Schokokonfekt frei nach Wunsch selbst herstellen.

Nur die wenigsten wissen, dass Orlando neben den bekannten Themenparks über hundert weitere Parks und kleinere Attraktionen bietet, für die deutsche Reisende mit begrenzter Urlaubszeit leider nur selten Zeit finden. Dabei ist der Alligatorenpark Gatorland wirklich einen Abstecher wert. Hier tummeln sich rund 2000 Alligatoren in einer natürlichen Sumpflandschaft umgeben von tropischer Dschungelvegetation und einer Vogelwelt, wie ich sie zuvor noch nie erlebt habe. Hier brüten Reiher so nahe an den Holzstegen, dass man die Eier berühren könnte. Im Sommer wird hier übrigens eine neue Zipline eingeweiht, an der man per Seilrutsche durch die Baumwipfel nur wenige Meter über die Köpfe der Alligatoren hinweggleiten kann.

Auch habe ich erst einen Deutschen getroffen, der wusste, dass es in Orlando einen Bibelpark gibt. The Holy Land Experience beherbergt wertvolle Schriftrollen und Nachbildungen des Tempels in Jerusalem sowie ein Modell der Stadt zu Jesu Zeiten. Beeindruckend fand ich den Marktplatz von Jerusalem, wo Korbflechterinnen, Händler und Priester in historischen Gewändern ein Stück Bibelgeschichte wieder aufleben lassen, während im Hintergrund die Shofa ertönt und hebräische Wortfetzen zu hören sind. Shows wie das Abendmahl und die Kreuzigung sind vielleicht nicht jedermanns Fall, aber wer die Passionsspiele schätzt, erhält hier quasi eine Kurzfassung.

Recht unbekannt ist in Deutschland auch die Tatsache, dass die Everglades im Grunde schon südlich von Orlando anfangen, denn der Lake Tahoe ist der größte Zufluss zu den berühmten Sumpflandschaften Floridas. Mit den Boggy Creek Airboat Rides können Besucher daher auch in Orlando mit den weltberühmten Propellerbooten über die Sümpfe flitzen und dabei seltene Pflanzen, Alligatoren und eine beachtliche Anzahl von Weißkopfadlern, dem amerikanischen Wappentier, in freier Wildbahn sehen.

Dass man in Orlando super einkaufen kann, spricht sich zwar so langsam herum, aber wie groß das Angebot wirklich ist, unterschätzen die meisten. Im Umkreis von knapp 25 km findet man 12 Shopping Malls und Outlet Center auf einer Fläche, die der Größe von 676 Fußballfeldern entspricht! Mich persönlich zieht es bei jedem Aufenthalt mindestens einmal in die Mall at Millenia. Dort ist allein schon ein Bummel über den mit Fossilien durchsetzten Marmorboden, vorbei an edlen Schaufenstern und geschmackvoller Deko, ein Erlebnis. Wenn man den derzeitigen Dollarkurs ausnutzen und seine Koffer richtig voll packen möchte, sind die Schnäppchen in den Orlando Premium Outlets kaum zu überbieten. Orlando liegt übrigens auf Platz 4 der beliebtesten Einkaufsiele in ganz USA. Auch das hätten die meisten wahrscheinlich nicht vermutet.

Autorin: Pia Hoffmann